Sinnesschulung
Vom Sinn der Sinne, die Kunst der Sinnlichkeit und achtsam essen
Genuss bereichert unser Leben und beschert uns immer wieder Augenblicke des Glücks. Wir müssen kein 4-Gänge-Menü essen, um geschmacklichen Genuss zu erleben. Eine Scheibe frisch gebackenes Brot, knusprig die Krume, innen weich, duftend und noch ein bißchen warm, mit etwas duftender Kräuterbutter - der perfekte Genuss. In dem Moment, in dem ich in eine Köstlichkeit beiße, schließe ich meine Augen, damit sich Zunge, Nase und Gaumen auf den Duft und Geschmack konzentrieren können. Denn Genuss benötigt Zeit und die ungeteilte Aufmerksamkeit. Doch genau das haben viele Menschen verlernt: telefonieren und zeitgleich essen, Fernsehen oder Zeitung lesen und parallel Essen und Trinken, am PC sitzen und nebenbei in die Keksdose greifen. Beobachten Sie sich in Ihren Alltag, schmecken Sie den Keks, den Sie gerade kauen? Ich begleite Sie als ausgebildete Genusstrainerin gerne dabei, Ihre Genussfähigkeit zu optimieren.
Zudem lassen im Alter viele Sinne nach: Sehen, hören, die Fähigkeit zu schmecken und zu riechen verringert sich. Dieser Prozess lässt sich auf halten und sogar noch steigern. Wer täglich seine Sinne schult, der hat Spaß im Leben, erlebt wunderschöne Glücksmomente, weil er es genießen kann und tut nebenbei noch etwas für seine Gesundheit. Es gibt Umstände, da fällt das Genießen schwer: Trauer, Depression oder chronische Schmerzen. Denn in diesem Moment werden die positiven Gefühle, aus denen wir Kraft schöpfen, nicht wahr genommen. Mit einem begleitetem Genusstraining können Sie lernen, den Genuss bewusst wahrzunehmen. Lassen Sie sich auf schöne Dinge ein und treten Sie mit Ihrer Umwelt in Kontakt. Das macht fröhlicher und glücklicher, sodass es in der Verhaltenstherapie seit vielen Jahren erfolgreich bei der Behandlung von Ess-, Angststörungen und Depressionen eingesetzt wird.
'Sinnlichkeit ohne unsere Sinne ist wie ein Vogel, der nur mit einem Flügel fliegen kann'. Die Lust der Sinnlichkeit ist eine Quelle der Freude und setzt ganz viel Energie frei. Wir können eine Schlemmermahlzeit genießen oder den Duft der Haut des Partners einatmen, uns durch Berührungen glücklich fühlen. Uns am Spiel der Hunde im Park und Kinderlachen erfreuen, einfach mal faulenzen, unsere nackten Füße im warmen Sand eingraben, uns an der Wärme der Sonne ergötzen oder auch ein gutes Glas Wein bei Kerzenlicht genießen. Was auch immer, Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wir können über die Pflege unserer Sinnlichkeit unsere Erfahrungen vertiefen. Das alles macht Sinn: den Sinn, sich einmal nur der Freude am eigenen Körper, an der Bewegung, am Genuss hinzugeben. Nicht neue Möglichkeiten der Nahrungsmittelindustrie für Designjoghurt oder Fertiggerichte tragen zur Gesunderhaltung bei, sie führen lediglich nur zu Überdruss und Langeweile. Sinnlichkeit gehört zur Lebensfreude wie Lust und Liebe. Oder umgekehrt: "Alles was du mit Liebe tust, wird zur Lust" (Thomas von Aquin).
Praktische Tipps:
- Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das Positive - schieben Sie störende Gedanken und Gefühle beiseite und lenken sich durch Schönes ab (sehen Sie die Sterne am Himmel? Ist der Himmel nicht schön blau?)
- Sie nehmen beim Essen Ihre Gedanken und Gefühle wahr, spüren warum Sie jetzt das essen wollen und welche Gründe dahinter stehen
- Genuss darf erlaubt sein, verinnerlichen Sie bejahende Regeln wie z.B. 'ich darf mir etwas gönnen' und haben Sie kein schlechtes Gewissen
- Genuss braucht Zeit, planen Sie diese Zeit gezielt in Ihrem Alltag ein
- Weniger ist mehr, für Genuss ist nicht die Menge sondern die Qualität entscheidend. Ein zuviel wirkt auf Dauer übersättigend und langweilig
- Ohne Erfahrung kein Genuss, genießen Sie die kleinen Dinge des Alltags und schulen Sie Ihre Sinne (wie? Das zeige ich Ihnen gerne)
- Finden Sie heraus, was Ihnen persönlich gut tut. Das ist bei jedem Menschen unterschiedlich.
Die Fähigkeit in Zeiten der großen, uns stressenden alltäglichen Belastungen auch immer wieder abzuschalten wird oft unterdrückt und führt auf Dauer zu Dauerstress, was gesundheitliche Folgen hat. Stattdessen wird schnell und viel 'konsumiert'. Aber um regenerieren und neue Energie schöpfen zu können, brauchen wir Zeit, Ruhe und kein "Freizeitstress".
Ich berate und begleite Sie gerne bei Ihrem persönlichen Genusstraining - Achtsamkeitstraining.
Praktische Genussübungen:
- Überlegen Sie, was Ihnen in den letzten Tagen Genuss bereitet hat und schreiben Sie dieses auf
- Besorgen Sie sich einige Dinge mit intensiven für Sie angenehme Gerüche, z.B. Vanille, aromatische Erdbeeren, Kaffeebohnen, Zimt, usw. Riechen Sie daran und lassen den Duft mit geschlossenen Augen nachwirken. Dann schreiben Sie Ihre Assoziationen auf (oder wie rechts zu sehen, meine köstliche Aprikosen-Lavendelkonfitüre)
- Schreiben Sie alle angenehmen Geruchs- und Geschmackserinnerungen auf, zurück bis in Ihre Kindheit. Versuchen Sie sich diese Gerüche in die Wohnung zu holen oder suchen Sie Orte auf, die so riechen. Sie werden staunen, wie viel intensiver Sie danach Gerüche und Geschmack wahrnehmen
- Nehmen Sie sich 1 Stunde Zeit und gehen Sie spazieren. Erkunden Sie Ihre Wohngegend mit der Nase mit dem Ziel 'Aufspüren von angenehmen Gerüchen'. Denken Sie nur an die Bäckerei um die Ecke....oder die köstlichen Kräuter in Ihrem Garten...
wir können bis zu 10.000 Gerüche unterscheiden. Ob die Dinge für uns duften oder stinken, hängt von persönlichen Erfahrungen ab. Bereits im alten Ägypten war die stimulierende Wirkung der Düfte bekannt. Die Geruchs - und Geschmackswahrnehmung geht innerhalb weniger Sekunden ins limbische System (Emotionen werden hier gespeichert und abgerufen= Duftgedächtnis). Dieses System, welches im Inneren des Grosshirn liegt, wird auch als Gefühlshirn bezeichnet, denn es hat die magische Fähigkeit, einen sofort in die Stimmung und Empfindungen vergangener Zeiten zurück zu versetzen zu können. Sie werden 'ungefiltert' dort hingeleitet (auch unsere Instinkte, Sexualität, Fantasie, Motivation, Kreativität und Gefühle finden sich dort). Gerüche haben Einfluss auf den Hypothalamus und Zirbeldrüse, auf die Atmung, den Wasserhaushalt, die Körpertemperatur und sie können unsere Leidenschaften und unser Unterbewusstsein beeinflussen. Gerüche können alte Erinnerungen wach rufen (wichtig in der Arbeit mit Demenzkranken) und hier werden auch Sympathie und Antipathie gesteuert: sprichwörtlich kennen wir das als Redewendungen, wie 'wir können uns nicht riechen, du stinkst mir, ich habe die Nase voll von dir, dass stinkt ja zum Himmel'. Woran erinnert Sie der Duft von frisch gemähten Gras?
wir können 5 Geschmacksrichtungen unterscheiden: süß, sauer, salzig, bitter und umami für fleischig, herzhaft. Dieser Sinn hat viel mit lustvoller Sinnlichkeit zu tun. Ihn wirklich auszukosten, bedarf es vieler anderer Sinne, die schon beim Zubereiten der Mahlzeiten angesprochen werden. Ohne riechen zu können, schmecken wir nichts. Und auch das Auge isst bekanntlich mit. Welch sinnliches Fest ist es mit naturbelassenen guten Zutaten zu kochen! Das Geräusch des schneidenden hackenden Messers, das Hantieren mit dem Schneebesen, das Zischen des Fleisches in der Pfanne, das Gefühl beim Anfassen der glatten Paprika, das eintauchen des Fingers in die Mousse zum Probieren - welche Lust! Der Duft der zerstossenen Gewürze - welche Wonne! Die Kunst des Kochens liegt darin, ursprüngliches und einfaches zu seiner eigenen Vollkommenheit zu bringen. Dabei ist die Sinnlichkeit ein wichtiges Element, Kommunikation und Begegnung im Miteinander arbeiten werden ebenso zur sinnlichen Erfahrung wie Zeit, die versinkt, Hektik und Nervosität, die abfallen. Deshalb ist für mich die 'Arbeit' des Kochens und Backens keine Arbeit mehr, sondern reine Freude und Erfüllung und Ausleben meiner Kreativität, pure Entspannung und Aufladen meines Akkus. Das gemeinsame Essen wird zum sinnlichen Genuss, zum Wohlbehagen, zur Lebensfreude und zur Kultur. Haben Sie schon mal eine sonnenwarme Erdbeere auf der Zunge zergehen lassen, an den Gaumen gedrückt und geschmeckt? Wie lustvoll kann es sein, ein Stück Feige mit Schinken und etwas frischem Brot so lange zu kauen, bis es zu einem cremigen Brei geworden ist. Unser Geschmackssinn kann wiederbelebt werden, wenn wir beginnen, Lebensmittel wirklich einzeln und naturbelassen zu schmecken.
unser aktivstes Sinnesorgan. Unsere Augen sprechen eine lebhafte Sprache, sind ständig in Bewegung, tasten die Welt mit Blicken ab, sehen schnell aufeinander folgend nah und fern, rechts und links, oben und unten. Der sehende Mensch ist ganz und gar beweglich. Deshalb heißt es redensartlich auch: man hat erst eine Angelegenheit durchschaut, nachdem man sie von allen Seiten betrachtet hat. Blinde Maler haben andere Sinne verfeinert. Farbe kann gespürt werden, sie entfalten andere Sinne und ihre Sinnlichkeit ist durchaus geprägt. Konzentrieren Sie den Blick nach vorne und sehen sich Ihr momentanes Blickfeld an: achten Sie auf Farben und Formen. Dann schließen Sie die Augen und erstellen das Bild vor Ihrem inneren Auge, so präzise wie möglich. Anschließend öffnen Sie die Augen und überprüfen, inwiefern die Erinnerung mit dem Gesehenen übereinstimmt.
Schauen Sie sich auf dem Wochenmarkt um. Welche Farben sehen Sie? Betrachten Sie ihre Einkäufe, prüfen Sie nicht nur die Qualität sondern genießen Sie die Feinheiten, das Farbenspiel. Schauen Sie Ihrem Kuchen im Backofen zu, wie er langsam aufgeht.
unser größtes Organ die Haut beherbergt auf jedem Quadratzentimeter 3000 Sinneszellen. Es tut so gut gestreichelt zu werden. Instinktiv trösten wir, indem wir jemanden in den Arm nehmen. Wen wir lieben, umarmen, liebkosen und küssen wir. Jeder intensive Liebesakt ist ein Feuerwerk der Berührung, der Sinnlichkeit. Hautreize werden in der sensiblen Hirnrinde verarbeitet und über Assoziationsbahnen zum Hypothalamus weitergeleitet. Unsere oberste Hormonschaltzentrale steuert dann die Ausschüttung von Stress- oder Antistresshormonen, auch unser Immunsystem wird dadurch gesteuert. Über das Rückenmark werden die durch Berührung erzeugten Erregungen zum Limischen System geleitet , das unsere Emotionen lenkt. Durch Berührung ausgelöste Botenstoffe nehmen Angst, lindern Schmerzen, bauen Stress und Verspannungen ab. Lernfähigkeit und Immunsystem werden gestärkt, Körperkontakt ist also ein wichtiger Faktor für unsere Gesundheit. Wechseln Sie die Art der Berührung, indem Sie nur Fingerspitzen oder die ganze Handfläche benutzen. Auch Ihre Füße eignen sich gut, um Ihren Tastsinn zu schulen. Gehen Sie so oft wie möglich barfuß. Spüren Sie den warmen Sand, oder die spitzen Steine auf dem Kiesweg. Gehen Sie durch Schlamm, über Moos, Laub. Wann Sie sie das letzte Mal bewusst durch den warmen Sommerregen gelaufen? Wann haben Sie das letzte Mal einen Teig mit der Hand geknetet?
in der Wüste finden wir die größte Ruhe. Als Stille gilt eine Lautstärke bis 20 Dezibel. Unser Atem macht sich schon mit 10 Dezibel hörbar. Wenn wir als Kind die Möglichkeit hatten, uns einen großen Schatz verschiedener Klangeindrücke aus natürlichen Quellen (Wind, Tierlaute, Rauschen des Meeres, Gesang etc) anzueignen, wird unser Gehörsinn differenziert ausgebildet sein. Setzen Sie sich irgendwo in die Natur und erlauschen Sie sie. Den Schrei der Möwen, das Knistern des Laubes im Herbst, das Plätschern eines Baches, das zwitschern der Vögel am Morgen. Schließen Sie einfach Ihre Augen und hören Sie bewusst die Geräusche um Sie herum.
Wenn Sie das nächste mal Weintrauben essen, hören Sie auf das Geräusche beim Zerbeissen der Traube. Essen Sie bewusst Radieschen und achten mal auf die dabei entstehenden Geräusche. Ich wünsche Ihnen eine genussvolle Zeit!